Dem Herzinfarkt davonlaufen


WIR IM SPORT 05.2023
Magazin des Landessportbundes NRW


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Die positiven Effekte körperlicher Aktivität auf die Gesundheit sind unbestritten. Zahlreiche Studien zeigen, dass Bewegung und Sport nicht nur in der Prävention, sondern auch in der Therapie von chronischen Erkrankungen eine wichtige Bedeutung haben. Neueren Studien zufolge reichen auch schon geringere Wochenumfänge als gedacht, um von den positiven Wirkungen zu profitieren.

Der von der WHO empfohlene Umfang von 150 Minuten pro Woche moderater Bewegung entspricht den größten Effekten nach Datenauswertung von 30 Millionen Studienteilnehmenden (Risikoreduktion um 29 Prozent für ein tödliches Herz-Kreislaufereignis). Zwar geht ein mehr an Aktivität auch mit einer weiteren Verringerung des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen einher, jenseits der 150 Minuten sind die Effekte aber nicht mehr so ausgeprägt. Umgekehrt lassen sich deutliche Effekte auch bei weniger als 150 Minuten erreichen. Schon mit 10 bis 15 Minuten täglich moderater Bewegung ist viel gewonnen.

Positiver Einfluss

Die Gründe sind vielschichtig und auch noch nicht vollständig verstanden. Eine Rolle spielt der positive Einfluss auf Risikofaktoren für das Entstehen von Herz-Kreislauferkrankungen wie Blutdruck und Fettstoffwechsel. Aber auch arteriosklerotische Veränderungen (Gefäßablagerungen als Grundlage für Gefäßverengungen bei Herzinfarkten und Schlaganfällen) werden direkt beeinflusst.

Aktivitätstracker empfohlen

Sind bereits solche Ablagerungen vorhanden, können sie in ihrer Zusammensetzung verändert und dadurch weniger gefährlich werden. Eventuell ist sogar eine Zurückbildung möglich. Letztere Erkenntnis ist das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten kleineren Studie, bei der jedoch nicht moderat trainiert wurde, sondern ein Intervalltraining zweimal pro Woche durchgeführt wurde. Für ein solches intensiveres Training sollte bei Patienteninnen und Patienten zuvor eine ärztliche Freigabe erfolgen. Die vorgestellten Ergebnisse machen Mut, das Medikament „Sport“ bewusst zur Prävention und Therapie zu verwenden. Kaum ein Medikament hat so wenige Nebenwirkungen. Aktivitätstracker können heutzutage gut dabei helfen, Bewegung und Training aufzuzeichnen und einen guten Überblick über die geleistete Aktivität zu bekommen.
 

 

Dr. med. Ulrich Schneider

Leitender Arzt

Sportmedizin / Innere Medizin